Raeren ist ein südlich von Aachen gelegenes, heute belgisches Dorf, das sich als Töpferzentrum einen Namen gemacht hat. Die rund 50 Töpfermeister, die hier im späten 16. Jahrhundert tätig waren, stellten besonders charakteristische Steinzeuggefäße aus stark eisenhaltigem Ton mit aufgelegten Bilderfriesen und Medaillons und einer braunen Engobenglasur her. Sie waren aufgrund ihrer künstlerischen Qualität bald weit über die Region hinaus bekannt und bescherten dem rheinischen Ort eine besondere Blütezeit. Die Spezialisierung auf die Dekorationsweise mit aufgelegten Reliefs sicherte den Raerener Töpfern trotz der benachbarten Töpferzentren Köln, Frechen, Westerwald und Siegburg ein gutes Auskommen.
Bei der Begeisterung, die diese Erzeugnisse bei den Käufern auslösten, spielten natürlich auch die gewählten Bildmotive eine Rolle. Auffallend viele Krüge sind mit ausgelassenen Bauerntänzen und pikanten mythologischen und biblischen Szenen gestaltet worden und zeugen von einer Lebenslust, die man offenbar als passenden Schmuck für Schenkgefäße bei Tisch empfand. Unter den Raerener Töpfermeistern ragt vor allem Jan Emens heraus. Das nach einer Vorlage von Conrad Goltzius aus Köln gestaltete Relief seines Kruges erzählt die apokryphe Geschichte der Susanna im Bade.