Mit der Seifenkiste durch die Siedlung brettern oder das x-te „Die drei ???"-Hörspiel anschmeißen: Wie erinnern sich Menschen an ihre Kindheit im Ruhrgebiet? Dieser Frage ging die Galerieausstellung des Ruhr Museums auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein nach.
Sie zeigte ein großes Panorama an persönlichen Kindheitserinnerungen aus der von Kohle und Stahl geprägten Region. Ohne Ausnahme handelte es sich um private Leihgeber:innen, die bereit waren, von ihren individuellen und an bestimmte Objekte gebundenen Erlebnissen zu erzählen. Die als eine Art „musée sentimental“ präsentierten 66 individuellen Einzelerinnerungen verbinden sich mit dem kollektiven Gedächtnis der Region in Form von 120 Bildern aus der Fotografischen Sammlung des Ruhr Museums. Die Fotografien stammen ausschließlich von Berufsfotograf:innen und fingen Szenen und Schauplätze der Kindheit im Ruhrgebiet ein. Gemeinsam entstand so in der Ausstellung ein höchst persönliches und trotzdem allgemeines Bild der Kindheit in einer sehr speziellen Region.
Die Ausstellung folgte einem chronologischen Verlauf. Die 66 Einzelobjekte stammten alle aus der Zeit von 1945 bis 1989. Bewusst wurde der Fokus nicht allein auf die Nachkriegsjahre gelegt, um auch Kindheitserinnerungen des Ruhrgebiets aus anderen Zeiten bis hin zum Strukturwandel Raum zu geben. Hierdurch konnten sich auch Antworten auf die Frage ergeben, ob regionaltypische Merkmale in Kindheitserinnerungen erkennbar sind und bleiben. Als Kindheit wurde der Zeitraum zwischen dem vierten und 14. Lebensjahr festgesetzt. Ab dem vierten Lebensjahr wird von einem bewussten Erinnerungsvermögen ausgegangen. Als Endpunkt gilt das 14. Lebensjahr, in dem bei den meisten Menschen die Pubertät und damit der Abschied von der Kindheit einsetzt.
Das Auswahlkriterium für die Objekte war die für das Ruhrgebiet charakteristische oder außergewöhnliche Erinnerung der Leihgeber:innen. So zeigte die Auswahl Spielzeug, Schulmaterialien und Kleidung, aber auch Alltagsgegenstände, die erst auf den zweiten Blick als Kindheitserinnerungen erkennbar wurden. Die Auseinandersetzung mit den Objekten und deren Geschichten lud die Besucher:innen dazu ein, eigene Kindheitserinnerungen zu wecken und zu vergleichen.
Ergänzt wurde die Ausstellung durch Spielinseln, an denen in alte Erinnerungen eingetaucht werden konnte. Die in Kooperation mit dem Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Essen e.V. entstandene Ausstellung wurde begleitet von einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm mit vielen Highlights für Klein und Groß. Mit der Galerieausstellung setzte das Ruhr Museum die Reihe seiner Präsentationen zu populären Themen der Ruhrgebietsgeschichte fort, die 2019 mit „Mensch und Tier im Revier“ begonnen wurde.
Alle Informationen zur Ausstellung auf einen Blick gibt es auch hier im Flyer zum Download
Den Katalog zur Ausstellung finden Sie in unseren Publikationen: