Das Doppelgefäß, das man auch als Zwillingsgefäß bezeichnen kann, hat eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Form: Zwei eiförmige Töpfe mit schräg ausbiegendem Rand sind nebeneinandergesetzt; über die Verbindungsstelle wölbt sich eine bandartige Henkelschlaufe. Das Stück, ein Ankauf aus dem Kunsthandel, ist vollständig erhalten und ungebrochen. Die ursprüngliche Funktion des Doppelgefäßes ist unbekannt. Seine charakteristische Formgebung erlaubt die Zuweisung an das im Norden Apuliens gelegene Töpferzentrum Canosa di Puglia. Die dort hergestellte Keramik weist sich nicht nur durch die teils sehr typischen Formen aus, sondern auch durch ihre Verzierung, die in ornamentalen Bändern die Gefäßkörper bedeckt. Bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. wurde diese keramische Ware in einheimisch-süditalischer Tradition hergestellt. An der allmählichen Übernahme der Töpferscheibe und der zunehmenden Verwendung von Glanzton statt matter Erdfarben zeigt sich die langsame Durchsetzung der griechischen Keramiktechnologie auch in den traditionell arbeitenden Betrieben der nordapulischen Töpfer. Zu dem Gefäß in Essen gibt es mehrere gute Vergleichsstücke; besonders ein im British Museum aufbewahrtes Exemplar ist diesem so ähnlich, dass es mit Sicherheit in derselben Töpferwerkstatt hergestellt wurde.