Truhen gehören zu den ältesten Aufbewahrungsmöbeln und waren im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit weit verbreitet, bevor sie vom Schrank abgelöst wurden. Aufbewahrt wurden darin Kleidung, Wäsche, Kostbarkeiten, aber auch Hausrat und Lebensmittel. Da in bäuerlichen Häusern die Räume mit gestampften Lehm- oder Steinfußböden ausgestattet waren, die häufig feucht waren, wurde der Truhenkasten so konstruiert, dass er nicht direkt auf dem Boden stand. Anhand der Bauweise von Truhen und ihren Verzierungen – vor allem der Vorderwand – lassen sich Entwicklungen erkennen sowie Datierungen und regionale Zuschreibungen vornehmen. Bei diesem Stück handelt es sich um eine Frontstollentruhe, eine Konstruktion mit vier aufrecht stehenden Bohlen (Stollen), die mit den Querbrettern (Riegeln) der Längs- und Seitenwände durch Zapfen und Holzdübel verbunden sind. Dieses Skelett übernahm die tragenden Funktionen und verlieh der Truhe sowohl Standfestigkeit als auch Stabilität. Bereits am Ende des Mittelalters war diese Bauweise ausgebildet und wurde in der Renaissance und im Barock beibehalten. Aufgrund der Inschrift und der Verzierungen kann das Möbel als Hochzeitstruhe identifiziert werden: Sowohl im Unter- als auch im Oberriegel befindet sich mittig ein Herz, das christliche Symbol der Liebe.