Schon im Hochmittelalter war Venedig bemüht, sein Monopol in der Herstellung von farblosem, dünnwandigem Glas zu sichern und auszubauen. Venezianische Kauffahrer lieferten Glasbecher nach Byzanz, später Gebrauchsgläser und Moscheeampeln in das osmanische Reich, nach Syrien und Ägypten. Aufgrund der Brandgefahr wurde das Glas nicht in der Stadt, sondern auf der zugehörigen Insel Murano hergestellt. Die Produktion unterlag der Geheimhaltung. Dennoch zogen immer mehr fähige Glasmacher fort, so dass im 16. und 17. Jahrhundert in Italien, aber auch jenseits der Alpen – in den Niederlanden, in England, Frankreich und Skandinavien – sog. Venezianerhütten entstanden, in denen das überall begehrte Glas »à la Venise« hergestellt wurde. So ist es heute kaum möglich, den Herstellungsort derartiger Gläser exakt zu bestimmen.
Auch die hier gezeigten Flügelgläser sind nicht genau zu lokalisieren. Die meist farblosen Kelchgläser mit den auf halber Höhe am Stiel angefügten, flügelartigen Gebilden aus farbigem Glas, die in deutschen Quellen auch »Schlangengläser« und auf Französisch »Verres à serpents« genannt wurden, sind in Murano zuerst im frühen 16. Jahrhundert nachweisbar und verbreiteten sich als luxuriöse Schaustücke schnell über ganz Europa.