Kantharoi sind eine in Etrurien häufig vorkommende Gefäßform, jedoch ist an dem Essener Stück der hohe Fuß auffällig. Trompetenförmig trägt er den Gefäßboden, der durch einen Absatz mit Kerbschnittmuster deutlich vom hohen Körper getrennt ist. Bucchero-Keramik wurde von den Etruskern ab der Mitte des 7. bis in die Anfänge des 4. Jahrhunderts v. Chr. produziert. Die italienische Bezeichnung Bucchero ist modern und hergeleitet aus der portugiesischen Bezeichnung »bucáro« für die schwarz-graue Keramik Südamerikas. Portugiesische Nachahmungen dieser Gefäße waren in Italien im späten 18. Jahrhundert, der Zeit der Entdeckung zahlreicher etruskischer Gräber, sehr beliebt. Der Ton ist stets schwarz (oder sehr dunkel grau) mit glänzend polierter Oberfläche. In der frühen Phase bis um 600 v. Chr. imitierte man mit dem sogenannten »Bucchero sottile« Metallgefäße. Man stellte dünnwandige Gefäße mit feinem geritztem oder gepunktetem Dekor her. Dieser Gruppe ist auch der hier gezeigte Kantharos mit seinem zarten Dekor zuzuordnen. Mit dem hohen Fuß, der sich auch in der griechischen Keramik erst mit Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. richtig durchsetzte, gehört er jedoch mindestens ans Ende des 7. Jahrhunderts und nicht in die früheste Bucchero-Produktion.