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Federabstreifer in Form eines Wildschweins, um 1900

50,00 € / Objekt-Nr. 8267

Aufnahme von Federabstreifer in Form eines Wildschweins
Copyright: Ruhr Museum, Foto: Jens Nober
Die kleine Zinnfigur eines Wildschweins war ein Schreibtischutensil eines höheren Angestellten zu Zeiten der Hochindustrialisierung. Die Kokosfasern auf seinem Rücken dienten zum Abstreifen der Schreibfedern.

Seit den 1880er Jahren war die Hochindustrialisierung in Deutschland in vollem Gange. Deutschland entwickelte sich von einem agrarisch geprägten zu einem immer moderneren Industriestaat. Mit dieser Entwicklung entstand eine ganz neue Gruppe von Arbeitnehmern: die Angestellten. Diese schnell wachsende Berufsgruppe unterschied sich drastisch von der herkömmlichen Arbeiterschaft. Sie machten sich weder die Hände noch die Kleidung schmutzig, arbeiteten nicht an Hochöfen oder im Freien, sondern verrichteten ihre Arbeit in Büros und Schreibstuben an Stehpulten oder Schreibtischen. Diese neuen Angestellten brauchten auch neue „Ausrüstung“, bei der durchaus Praktikabilität mit Dekoration verbunden wurde. Ein Novum in der Arbeitswelt, in der zuvor mehr auf Nutzen denn auf Schönheit geachtet wurde. Ein Beispiel dafür ist die kleine naturalistische Figur eines Wildschweins. Sie hat Borsten aus Kokosfasern auf dem Rücken, zum Abstreifen von zu viel Tinte auf Schreibfedern und zum Verhindern von Tintenklecksen. Sie gehörte wahrscheinlich zum Schreibtischset eines höheren Angestellten in der Verwaltung. Sogenannte Federabstreifer waren Figuren, meist nicht größer als 10 Zentimeter, die es in vielfacher Ausführung gab. Sie kamen in der Gestalt von Tieren wie Füchsen, Vögeln oder Wildschweinen vor und bestanden aus Weißmetall, Bronze oder – wie hier – Zinn.