Das Vorbild der sog. »Garnitures de Cheminées« stammt, wie die Anregung zur niederländischen Fayenceproduktion überhaupt, aus China. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden dort fünfteilige Vasensätze aus blau bemaltem Porzellan, meist bestehend aus drei Deckel- und zwei Bechervasen, in Empfangshallen und auf Altären aufgestellt. Im Zuge der Nachahmung der teuren ostasiatischen Porzellane durch niederländische Fayencefabriken wurden auch diese Vasensätze bald in blau bemalter Irdenware imitiert, um als Schrankzierde (»kaststellen«) mit zunächst ostasiatischem Dekor den Reichtum ihrer Besitzer zu dokumentieren. Auf vielen niederländischen Interieurbildern sieht man drei- bis siebenteilige Vasensätze, zumeist als abwechselnd konkav und konvex geformte Gefäße, auf Schränken, Kaminen und Türstürzen. Sie waren nie für den Gebrauch bestimmt und dienten allein repräsentativen Zwecken.
Die hier vorgestellte Kamingarnitur wurde 1962 als »Delfter Flöte« erworben. Sie besteht aus drei balusterförmigen Deckelvasen und zwei schlanken Bechervasen. Im unterglasur-blauen Dekor in einem von Rocaillen umrankten Bildfeld erscheinen keine Chinoiserien mehr, sondern jeweils dieselbe ländliche Szene eines zu Flötenmusik tanzenden Bauernpaares.