Anders als das optisch ähnliche Klavier zählt das Harmonium zur Familie der Aerophone und ist eng verwandt mit dem Akkordeon. Luft wird über das Treten zweier Pedale durch zwei Schöpfbälge in das Gehäuse geblasen. Schlägt man eine Taste an, öffnet sich im Inneren ein Loch durch das die Luft an einer bestimmten Metallzunge entlang entweicht, deren Schwingung den gewünschten Ton erzeugt.
Seine Blütezeit hatte das Harmonium gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Zeitweise verkaufte es sich sogar häufiger als das Klavier. Harmonien wurden in Kirchen oder Kapellen verwendet, wo es an Platz oder finanziellen Mitteln für eine Orgel fehlte. Aus demselben Grund waren sie ein beliebtes Instrument des bürgerlichen Mittelstandes. Das Harmonium des Ruhrmuseums wurde von der Firma Thuringia in Gera hergestellt und im Essener Kloster Schuir von den Barmherzigen Schwestern von der Heiligen Elisabeth genutzt.
Mittlerweile ist das Harmonium aus der Musik der westlichen Welt fast gänzlich verschwunden. In Indien ist es jedoch bis heute eine Konstante in der Musik. Britische Missionare brachten es in der Kolonialzeit mit und verbreiteten es als „Missionarsorgel“ im ganzen Land.