Das Ruhrgebiet gilt als deutsches Mekka des Brieftaubensports. Um die Jahrhundertwende lag die Zahl der Vereine bei über 70. Die Organisation der Wettflüge stellte ein wesentliches Element der Vereinstätigkeit dar. Mit dem Aufbau fester Strukturen wurde ein Schritt hin zu einem regelmäßigen Wettkampfbetrieb mit verbindlichen Regeln gemacht. Die Tauben galten als die "Rennpferde des kleinen Mannes", auf sie liefen Wetten mit teils beträchtlichen Einsätzen. Die modernere Version der Zeitmessung stellte die Konstatieruhr dar. Jede Taube wurde unter Aufsicht vor Beginn der Wettflüge mit einem nummerierten Ring versehen. Bei ihrer Rückkehr in den Taubenschlag streifte der Besitzer den Ring ab und steckte ihn in die Konstatieruhr, wo die Uhrzeit auf einen Papierstreifen gestempelt wurde. Alle Uhren waren vor Beginn des Wettflugs überprüft und an die Wettkampfteilnehmer verteilt worden, sodass sie die gleiche Uhrzeit anzeigten. Bis zu 30 Konstatierungen konnten mit der vorliegenden Uhr der Firma Benzing vorgenommen werden, also 30 Papierstreifen gestempelt werden. Die Holzkasten-Brieftaubenuhr des Ruhr Museums war Eigentum von Karl Chabowski, Vereinsmitglied des Brieftauben-Zuchtvereins "Heimatliebe" in Essen-Kupferdreh.