Diese Flasche des Mundwassers Odol ist keine verbrauchsentleerte Produktverpackung, sondern ein nie befülltes Werbemuster. Seine Verwendungszweck ordnet das rückseitig aufgebrachte Klebeetikett unmissverständlich an: „Diese Flasche ist leer und dient nur zur Decoration des Schaufensters“. Bei Verschmutzungen sei für Ersatz zu sorgen, denn „Decorationsflaschen müssen stets sauber erscheinen, wenn sie ihren Zwecke erfüllen sollen“. Der Dresdner Firmengründer Karl August Lingner gehörte zu den ersten Unternehmern, die mithilfe von Werbekampagnen ihre Erzeugnisse berühmt machten. Mit der Entstehung industrieller Massenproduktion drängte eine Flut von billig hergestellten und leicht zu verbreitenden Produkten auf den Markt. Um sich in dieser Warenwelt zu behaupten, war es notwendig, das eigene Produkt durch Namensgebung, Verpackung und Werbung hervorzuheben. Im Fall des Mundwassers Odol gelang dies besonders gut. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gewannen desinfizierende Stoffe in der Zahnpflege an Bedeutung, die jedoch nur von Apotheken angeboten werden durften. Kosmetische,der Erfrischung dienende Mundwässer waren hingegen frei verkäuflich. Lingner brachte 1893 mit Odol ein neuartiges Kombipräparat auf den Markt, das sowohl ätherische Öle als auch ein Antiseptikum enthielt.