Im Mittelalter lag die Verantwortung für Maßeinheiten im Warenhandel bei den Städten und Gemeinden selbst. Während die Maßeinheiten regional unterschiedlich waren, blieben die Waagen in ihrer Form über lange Zeit mehr oder weniger unverändert. Für den täglichen Umgang eigneten sich besonders die Balken- und die Schnellwaage. Erstere wurde in nahezu allen Kulturen der Welt verwendet und ist vermutlich die älteste Form der Waage. Im westlichen Kulturkreis ist sie zudem ein Sinnbild für Gerechtigkeit; die Allegorie der Justitia mit der Waage schmückte häufig Rats- oder Gerichtshäuser. Der Balken wurde in der Regel aus Metall oder Holz gefertigt und am Drehpunkt aufgehängt. An den Balkenenden werden die Waagschalen oder direkt das zu wiegende Gut befestigt. Der Gewichtsausgleich erfolgt durch das Auflegen loser Gewichte auf eine der beiden Waagschalen. Das hier gezeigte Exemplar aus dem 17./18. Jahrhundert besteht aus einem eckigen, flachen und mit Einkerbungen verzierten Balken. Auf ihm befindet sich eine Eich- oder Herstellermarke, die aus einem Adler und einem schmalen, querliegenden Rechteck besteht, das vermutlich ein Monogramm enthielt. Die konisch zulaufenden Enden sind scheibenartig geplättet; daran befinden sich beweglich aufgehängte Haken für die Befestigung der Waagschalen.